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Das Hobby mit dem Jubelschrei

„Ich habe ein Patenkind.“ Zumindest im Osten der Republik führt dieser Satz oft zu fragenden Gesichtern. „So wie in der Kirche?“ habe ich schon ein paar mal gehört. An dieser Stelle hole ich dann tief Luft und erzähle die Geschichte, wie ich zu biffy gekommen bin:

Wie ein Freund mir ein Video von einem Paten-Tandem gezeigt hat und sich beim Anschauen meine schon länger bestehende Idee, mich irgendwo zu engagieren, verfestigte. Wie ich mich bei biffy gemeldet habe, das Erstgespräch geführt und später den Kurs für zukünftige Paten mitgemacht habe.

Anschließend erzähle ich ganz grob, wie meine drei Patenschaften abgelaufen sind, wie ich ganz unterschiedliche Jungen in ihren ganz und gar differierenden sozialen Umfeldern kennen gelernt habe, wie es am Anfang jedes mal eine Phase des aneinander Gewöhnens gab und sich alsbald ein Gefühl von „Wir kennen uns schon ewig“ einstellte.

„Und nun“, schließe ich meinen Vortrag ab, „ist das so was wie mein Hobby.“ „Hobby“ ist allerdings nicht wirklich das richtige Wort. Es veranschaulicht maximal den Zeitaufwand und macht klar, dass es da eine gewisse Priorität in meinem Leben gibt. Es mangelt mir einfach an einer klaren Begrifflichkeit, die ausdrückt, wie sehr „Pate sein“ mein Leben umgestaltet und ganz neue Horizonte aufgetan hat. Eine Patenschaft ist für mich eine Verpflichtung, für einen jungen Menschen da zu sein. In guten und in schlechten Zeiten. Regelmäßig und verlässlich zu ausgemachten Treffen zu erscheinen und sich jedes mal neu auf das einzulassen, was im Leben des Patenkindes gerade vorgeht.

Ich schrieb von einer Verpflichtung, weil ich Verlässlichkeit ungeheuer wichtig finde. Denn die Familien, die sich bei biffy melden, haben eigentlich immer Defizite – sie möchten eine Lücke füllen. Wer in diese Lücke treten will, muss dem Vertrauen, welches gerade die Kinder im Laufe der Zeit aufbauen, gerecht werden. Wenn man sich soweit angenähert hat, dass beim Öffnen der Tür sich das Patenkind mit einem Jubelschrei in die Arme des Paten wirft, dann kann man dieser Verbindung nicht mehr einfach so den Rücken zu kehren.

Überhaupt: Leuchtende Kinderaugen sind etwas ganz Besonderes, und immer mal wieder ertappe ich mich, dass ich mich zu irgendetwas „breitschlagen“ lasse in der leisen Hoffnung, dass dann dieser ganz besondere Ausdruck auf dem Gesicht meines Gegenübers erscheint, der pure Freude und Dankbarkeit miteinander vereint.

Noch schöner sind Momente, in denen die Gabe von Kindern, ganz im Moment zu existieren, auf den Erwachsenen überschlägt und sich ein großes und ein kleines Kind daran machen, irgendetwas zusammen zu machen, und dabei glücklich sind.

„Zeit schenken“ ist eines der Motti von biffy. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass man als Pate während dieser verschenkten Zeit vieles andere zurück geschenkt bekommt: Liebe, Vertrauen, Offenheit. Man erlebt Dinge, die man ohne ein Kind an der Seite nicht tun würde. Man sieht die Umgebung noch einmal aus einer Sicht, die ganz anders ist als die von normalen Erwachsenen (inklusive von Eltern). Denn das bin ich nicht. Ich bin nicht der Papa. Das ist zugleich weniger und mehr. Ich bin der Pate. Sein Pate. Ganz für ihn alleine da.

Diese Geschichte ist eine von 15 Patenschafts-Geschichten aus unserem Buch „Von großen Steinen, schnellen Mäusen und perfekten Schwestern“, das wir zu unserem 15-jährigen biffy-Jubiläum herausgebracht haben.

Sprechen Sie uns gerne an, wenn Sie Interesse an einem Exemplar haben.